Jedes Jahr kurz vor der Premiere beginnt der spannende Blick auf die Wettervorhersagen und es stellt sich die Frage „Wo findet eigentlich die Premiere statt?“.
Grundsätzlich gilt: Wir spielen im Rosengärtchen, außer es ist schlechtes Wetter. Bei schlechtem Wetter geht es in die Stadthalle – da stellt sich natürlich die Frage: Was ist schlechtes Wetter? Schlechtes Wetter sind für uns und die Wetzlarer Festspiele erstmal die klassischen Unwetterereignisse wie Sturm, Gewitter und so weiter. Aber auch Regen, der über einen leichten Schauer hinaus geht und einerseits den Abend für die Zuschauer ungemütlich macht, aber auch dem Orchester große Schwierigkeiten bereitet. Neben der Zeit der Vorstellung ist dabei auch die Proben- und Aufbauzeit wichtig, denn das beste Wetter zur Vorstellung bringt nichts, wenn es Tagelang regnet und nichts vorbereitet werden kann.
Da der Umzug in die Stadthalle auch Zeit braucht, muss die Wetterentscheidung so fallen, das noch alles draußen abgebaut und innen wieder aufgebaut werden kann. Da Wetterprognosen einen Tag vorher oder auch nur einen halben Tag vorher nicht absolut präzise sind, kann das auch mal schief gehen, wie 2013 bei der Premiere von RENT, als Wetzlar vom Unwetter verschont blieb, wir aber schon in der Stadthalle waren. Bei Carrie im letzten Sommer haben wir trotz leichter Regenvorhersage entschieden, im freien zu bleiben und dies erwies sich als richtig. Am Ende der Vorstellung gab es einen leichten Schauer, aber ansonsten fand die Vorstellung trocken statt.
Wie gehen wir also vor? Um die relativ kurze Zeit im Rosengärtchen so gut es geht vorbereiten zu können, beginnen wir etwa eine Woche vorher damit, die Wettervorhersagen genau zu beobachten. Seit ein paar Jahren ist dafür das Mittel unserer Wahl die hervorragende Website Kachelmannwetter.com mit der Multimodel Vorhersage XL. Diese gibt einen sehr detaillierten Überblick über die kommenden 10 Tage in bis zu 13 Wettermodellen. Wettermodelle sind Computerprogramme, die aus vergangenen Wetterdaten und aktuellen Messwerten eine Prognose für die Zukunft erstellen, indem modelliert wird, wie das Wetter in den kommenden Tagen sein wird. Dabei hat jeder nationale Wetterdienst sein eigenes Prognosesystem für die ganze Welt und diese liefern teilweise sehr unterschiedliche Vorhersagen. Je näher man an den betrachteten Zeitraum kommt, desto einheitlicher und auch verlässlicher werden dann die Prognosen.
Modellvergleich von Kachelmannwetter
Ab dem Tag vor dem ersten Aufbautag im Rosengärtchen (in diesem Jahr also Samstag der 10.) telefonieren wir täglich mit dem privaten Wetterdienst Wetter Welt in Kiel, der uns in Wetterfragen berät. Die Meteorologen dort beantworten unsere Fragen zur Entwicklung des Wetters in Wetzlar und helfen uns dabei, Aufbau und Proben zeitlich entsprechend der Wetterentwicklung der nächsten Stunden zu planen. Da unser Zeitplan sehr eng ist (Sonntag 19:00 Uhr Aufbaubeginn, Dienstag 20:30 Premiere), müssen alle Tätigkeiten gut mit dem Wetter eingetaktet werden.
Neu in diesem Jahr ist bei uns Meteosafe.com, ebenfalls von Kachelmannwetter. Dieser derzeit in der Testphase noch kostenlose Dienst informiert per E-Mail über relevante Wettereignisse im Umkreis und warnt damit vor möglichen Gefahren. Dies ist besonders wichtig, wenn es darum geht, z.B. Orchester, Technik, Requisiten und Bühnebild rechtzeitig zu verpacken, bevor starker Regen kommt. Bisher hatten wir dafür immer ein Regenradar im Blick, aber dieser Dienst soll uns dabei eine zusätzliche Sicherheit geben.
Am Tag der Premiere beraten sich dann auch die Wetzlarer Festspiele mit dem Deutschen Wetterdienst und treffen anschließend die finale Spielortentscheidung.
In diesem Jahr startet der Aufbau auf der Freilichtbühne am Sonntag den 11. am Abend nach der Nachmittagsvorstellung des Stücks vor uns. Innerhalb von drei Stunden muss dann alles soweit stehen, das wir Nachts einleuchten können und am Montag gibt es dann Nachmittags und Abends Proben. Derzeit ist es noch zu früh, etwas zum Spielort zu sagen, aber wir hoffen natürlich auf eine warme und trockene Premiere im Freien, aber erstmal gehen wir jetzt auf eine unstabiles Wetter zu:
#Infotweet: Wir steuern kommende Woche eher auf turbulente #Wetter-zeiten zu. Stabiles Hoch vorerst Fehlanzeige. Wir berichten natürlich /FR
— Kachelmannwetter (@Kachelmannwettr) 3. Juni 2017