1980 Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat
Deutsche Erstaufführung
Das Musical „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“ wurde 1968 von Andrew Lloyd Webber (Musik) und Tim Rice (Buch, Texte) verfasst. Die Premiere der Musicalgruppe war die deutsche Erstaufführung.
Das Musical erzählt die biblische Geschichte von Josef in Ägypten, auch Joseph der Träumer genannt. Dieser war ein Sohn des Patriarchen Jakob und späterer Berater des ägyptischen Pharaos.
Die Erzählerin berichtet von einer Geschichte aus Kanaan, die vom Blickwinkel der Kinder aus dargestellt wird: Jakobs Lieblingssohn Joseph wird aus Eifersucht von seinen Brüdern an den reichen Potiphar verkauft. Dessen Ehefrau versucht, den jungen Mann zu verführen, was dazu führt, dass es in Potiphars Haushalt Ärger gibt: Joseph wird ins Gefängnis geworfen. Dank seines erfolgreichen Traumdeutens kann Joseph seine Haut retten, indem er den „King“ Pharao vor einer siebenjährigen Hungersnot warnt und Ägypten als Wirtschaftsminister durch diese schwierige Zeit führt. Dabei trifft er seine Brüder wieder und verzeiht ihnen.
Joseph war das erste Musical, das von der Musicalgruppe der Goetheschule Wetzlar gezeigt wurde. Die Premiere war am Donnerstag den 31. Januar 1980 im Forum der Goetheschule, der Eintritt betrug 2 Mark.
Vorstellungstermine
31. Januar 1980: Forum der Goetheschule Wetzlar
1. Februar 1980: Stadttheater Gießen
21. Februar 1980: Forum der Goetheschule Wetzlar
29. Februar 1980: Amerikanisches Kellertheater Gießen
20. Juni 1980: Bügerhaus Büdingen
26. Juni 1980: Rosengärtchen Wetzlar
Die Autoren
Musik: Andrew Lloyd Webber
Text: Tim Rice
Fotos
Presse
Die deutsche Erstaufführung des Rockmusicals »Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat« – ein Ereignis also, welches potentiell in die Annalen der Musikgeschichte eingehen könnte – bescherten dieser Tage Schüler der Wetzlarer Goetheschule einem großen musikbegeisterten Publikum. [...] Die Wetzlarer Theatergruppe unter Leitung von Peter Merck (Inszenierung) und Peter Marschall (Musikalische Einstudierung und Leitung) entfaltete das Musical zu einem farbenfrohen Spektakel, dessen Höhepunkt der Auftritt des Pharaos als eine Art Elvis-Verschnitt (großartig Jonathan Robles) wird.
Gießener Allgemeine Zeitung (4.2.1980)
Zu einem phantastischen Erfolg wurde die Aufführung des Musicals "Joseph" durch die Schüler der Oberstufe im "Forum" der Goetheschule. [...] Für ein "Laienspiel" hatte diese Aufführung weit überdurchschnittliches Niveau. [...] Besonders beeindruckten Thomas Dörr als Joseph und Burkhard Kolbe als Erzähler. [...] Insgesamt war das, was man hier zu sehen und zu hören bekam eine ausgezeichnete Interpretation der Musik von Andrew Lloyd Webbers und des Textes von Tim Rice.
Wetzlarer Neue Zeitung (2.2.1980)
Am Wochenende gastierte die Musicalgruppe der Goetheschule Wetzlar im amerikanischen Kellertheater. Ihre bereits im Theater-Studio mit Erfolg gezeigte Produktion »Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat« fand auch im überfüllten Kellertheater ein eifrig mitgehendes Publikum.
Gießener Anzeiger (März 1980)
Die Premiere und zugleich deutsche Erstaufführung hatte zwar schon am Vortag mit enormem Erfolg in Wetzlar stattgefunden, doch der Theatergruppe mit eigener Musikbegleitung, Ausstattung und Technik, gelang es auch in Gießen, dem zahlreich erschienen Publikum entsprechend dem ägyptischen Klimas tüchtig einzuheizen. [...] Viel Engagement also, verbunden mit einer guten musikalischen und schauspielerischen Ausarbeitung zu einem Musical, das durch Rhythmus, einprägsame Melodien, Witz und eine interessante Darstellungsweise gefällt.
Gießener Anzeiger (5.2.1980)
Seit Anfang Februar summen zahlreiche Wetzlarer Musicalfans die Songs aus dem englischen Musical »Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat« (Joseph und der wunderbare Technicolor-Traummantel), denn die seit einem Jahr bestehende Musicalgruppe der Goetheschule in der Industriestadt hat mit ihrer ersten Produktion einen Treffer gelandet. Nicht nur in Wetzlar, auch in Gießener Studios des Stadttheaters sowie im amerikanischen Theater fand das flotte, eingängige Stück stets ein volles Haus mit begeistertem Publikum.
Frankfurter Rundschau (18.6.1980)
»Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat« is being presented in English at the Cigarette Factory, Giessen on Friday, 1 February. Music and Theatre hopes to bring this musical to the Keller Theatre for a guest performance in late February.
Music & Theatre Newsletter (1/80)
Cast & Crew
Cast
Narrator | Burkhard Kolb Ulrich Weber |
Joseph | Thomas Dörr Wolfgang Mutz |
Jacob, Joseph’s Father | Peter Merck |
Pharaoh | Jonathan Robles |
Butler | Jochen Schlingloff |
Baker | Fritz Menn |
Reuben | Jörg Hoffmann |
Simeon | Antje Becker |
Levi | Elisabeth Volk |
Naphtali | Torsten Mieke |
Issachar | Andreas Tüschen |
Asher | Jochen Schlingloff |
Dan | Susanne Hellmann |
Zebulon | Bettina Tebbe |
Gad | Heike Berndt |
Benjamin | Fritz Menn |
Judah | Siegrid Sitte |
Potiphar | Torsten Mieke |
Potiphar’s Wife | Petra Fink |
Ensemble | Katja Schemionke Petra Best Petra Fink Indira Gurbaxani Dorothea Pfeiffer Katja Schemionek Sabine Volkswein |
Orchester
Klavier | Peter Marschall |
Schlagzeug | Andreas Jordan |
Gitarre | Günter Pfeiffer Günter Schwab |
Akkordeon | Sonja Hedrich |
Ausstattung
Bühne & Requisite | Kunstkurs 11e |
Kostüme | Renate Dittrich Bettina Schäfer Dorle Skamlets Gabi Jurkat |
Maske | Ilona Kirstein Marianne Stapff |
Technik | Andreas Finger |
Wir danken herzlich dem Amerikanischen Kellertheater, Mr. Jay South, für die reichhaltige Leihgabe an Scheinwerfern
Kreativteam
Regie | Peter Merck |
Musikalische Leitung | Peter Marshall |
Handlung
Das Stück beginnt damit, dass der Erzähler ein altes Buch findet, es aufhebt, den Staub wegpustet und beginnt es vorzulesen. Die Geschichte, die er erzählt, handelt von einem jungen Träumer, einem Mann namens Joseph – dem gleichen Joseph, dessen Geschichte im Buch Genesis erzählt wird.
Joseph wurde, wie viele sich vielleicht erinnern werden, in eine Familie von zwölf Jungen hineingeboren, alle Söhne Jakobs. Joseph ist Jakobs Lieblingssohn, und um allen zu zeigen, dass er mit ihm zufrieden ist, schenkt Jakob Joseph einen prächtigen farbenfrohen Mantel. Doch dieser Mantel, zusammen mit Josephs Behauptungen über seine Träume, die zeigen sollen, dass er der Herrscher über seine Brüder sein wird, weckt die Eifersucht der anderen Elf. Sie beschließen, ihn zu töten, aber bevor sie die Chance bekommen, treffen sie sich mit der Gruppe der Ismaeliter, die nach Ägypten reisen. Ein Plan ist ausgebrütet, und stattdessen verkaufen sie ihren Bruder als Sklaven.
So wird Joseph nach Ägypten gebracht, und seine Brüder kehren zurück, um ihrem Vater zu sagen, dass sein Lieblingssohn tot ist, und präsentieren sein wunderbares Gewand – das sie mit dem Blut eines Schafs befleckt haben – als Beweis.
Potiphar, ein mächtiger Mann in Ägypten, nimmt Joseph als Sklave in seinen Haushalt auf. Während Joseph dort so hart und ehrlich arbeitet, beginnt Potiphar ihn zu bewundern. Leider fällt er auch der Frau seines Meisters ins Auge, die versucht, ihn zu verführen. Wenn Potiphar sie zusammen fängt, nimmt er das Schlimmste an (obwohl Joseph unschuldig ist) und schickt Joseph ins Gefängnis. Dort trifft Joseph auf zwei Diener des Pharaos, einen Butler und einen Bäcker, die beide seltsame Träume hatten. Joseph interpretiert ihre Träume, indem er ihre Zukunft richtig voraussagt.
Inzwischen hat auch der Pharao, der mächtigste Mann Ägyptens, ungewöhnliche Träume. Niemand kann diese Träume deuten, deshalb ist der Pharao fasziniert, wenn er von der Fähigkeit des jungen Sklaven hört. Sofort lässt er Joseph vor sich herbringen, um seine Träume zu deuten.
Joseph bietet seine Interpretation an, dass sieben Jahre Kopfgeld und sieben Jahre Hungersnot folgen werden, und der Pharao ist so beeindruckt, dass er Joseph zu einem Posten in der Regierung ernennt. Er wird für die Lagerung von Lebensmitteln für die kommenden schweren Zeiten verantwortlich sein.
Wenn die Hungersnot eintritt, sind Josephs Vater und seine Brüder in Kanaan schlecht vorbereitet. Sie hören, dass es in Ägypten Lebensmittel gibt, und so reisen die Brüder dorthin, um um Hilfe zu bitten. Dort angekommen, werden sie vor Joseph gebracht, der sie sofort erkennt, auch wenn sie ihn nicht kennen. Er testet ihre Ehrlichkeit und Demut, indem er einen goldenen Kelch in den Sack seines Bruders Benjamin pflanzt, um zu sehen, was sie sagen werden. Konfrontiert mit dem vermeintlichen Beweis des Diebstahls behaupten die Brüder die Unschuld des Jungen und bieten an, sich stattdessen gefangen nehmen zu lassen.
Joseph sieht, dass sich seine Brüder verändert haben, und so enthüllt er zur großen Freude aller seine wahre Identität. Schließlich wird Jakob nach Ägypten gebracht, um sich seiner Familie anzuschließen und seinen geliebten Sohn endlich wiederzusehen.
Hintergrund
Im Sommer 1967 beauftragte der Musiklehrerer Alan Doggett von der Londoner Colet Court School (seit 2016 »St Paul’s Juniors«), eine Grundschule für Jungen von 7 bis 13 Jahren, bei Tim Rice (damals 20 Jahre) und Andrew Lloyd Webber (24 Jahre) ein 20-Minütiges Werk zur Aufführung mit dem Chor der Schule zum Jahresabschluss. Zuvor hatten beide bereits mit Doggetts unterstützung „The Likes of Us“ geschrieben, das allerdings scheiterte und erst 2005 zur Uraufführung kam. Doggett wollte ein „pop cantata“, welches zusammen mit Herbert Chappells „The Daniel Jazz“ und Michael Hurds „Jonah-Man Jazz“ zur Aufführung kommen sollte. Beide Werke basierten auf Geschichten aus dem Alten Testament und waren bei Novello verlegt. Das neue Stück sollte ebenfalls von Novello erscheinen und der Verlag zahlte einen Vorschuss von 105 Pfund. Nach einigem Suchen unter den biblischen Geschichten jene von Josef und seinen Brüdern.
Am Freitag den 1. März 1968 kam das Werk „Joseph and the Amazing Dreamcoat“ in der großen Halle der Colet Court School zur Uraufführung. Andrew Lloyd Webbers Vater William organisierte eine erweiterte Aufführung im Mai in Westminster Central Hall, wo er Organist war. Es spielte die örtliche Band „The Mixed Bag“ und Joseph wurde gespielt von David Daltrey, dazu sang der Chor von Colet Court. Unter den anwesenden Eltern war ein Musikkritikern der Sunday Times, der das Werk in höchsten Tönen lobte und so kam es zu einer dritten Aufführung in St Paul’s Cathedral im November 1968, bei der das Werk bereits 35 Minuten lang war.
Anfang 1969 erschien bei Novello die Noten- und Textausgabe als drittes Werk in der Reihe der Pop Cantate nach dem Alten Testament. Bereits im Sommer 1968 hatte Decca Records das Werk aufgenommen und 1969 erschien die Aufnahme mit David Daltrey als Joseph, Tim Rice als Pharao, den Mitgliedern von The Mixed Bag als weitere Sänger und dem Chor von Colet Court. William Lloyd Webber spielte auf dieser Aufnahme die Hammond-Orgel.
1970 gab es die ersten Aufführungen des Cantate in den USA und im August und September 1972 die erste inszenierte Aufführung unter der Regie von Frank Dunlop durch die Young Vic Theatre Company beim Edinburgh International Festival mit Gary Bond als Joseph, Peter Reeves als Erzähler und Gordon Waller als Pharao. Die Musikalische Leitung übernahm erneut Alan Doggett. Die Vorstellung unter dem Titel „Bible One: Two Looks at the Book of Genesis“ enthielt im ersten Teil sechs „Wakefield Mystery Plays“ mit Musik von Doggett und im zweiten Teil „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“.
Die Produktion kam 1973 für 243 Vorstellungen ins Londoner West End, wo die „Wakefield Mystery Plays“ durch „Jacob’s Journey“ von Ray Galton und Alan Simpson mit Musik von Lloyd Webber und Rice ersetzt wurde. Diese Musik wurde schließlich zu großen Teilen in eine länger Fassung von Joseph übernommen und diese neue Form erstmals 1974 im Haymarket Theatre in Leicester aufgeführt.