2012 Frühlings Erwachen

Spring Awakening

FRÜHLINGS ERWACHEN erzählt die einfühlsame Geschichte einer Gruppe Jugendlicher um Melchior, Moritz und Wendla, die in der Zeit des Kaiserreichs mit den Herausforderungen des Erwachsen Werdens zu kämpfen haben. Während die prüde und beengende Gesellschaft sie ständig unter Druck setzt, müssen sie selbst herausfinden, was es heißt, ihren eigenen Weg zu finden und zu erkämpfen. Dabei droht ständig die Gefahr, sich selbst zu verlieren und am
Widerstand gegen die Konventionen zu zerbrechen. Doch wie wird man erwachsen, wenn man sich schämt, über Sexualität zu sprechen? Wie kann
man zu leben lernen, wenn man nichts hinterfragen und niemals versagen darf? Wie spricht man über die Dinge, die nur die Dunkelheit weiß? Die Geschichte berührt viele sensible und heute ebenso aktuelle Themen wie Sexualität, soziale Zwänge, Selbstfindung, Homosexualität, Schwangerschaft und Misshandlung.

FRÜHLINGS ERWACHEN von Steven Sater (Buch und Texte) und Duncan Sheik (Musik) basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Frank Wedekind, das Anfang des 20. Jahrhunderts uraufgeführt wurde. Zu seiner Zeit war das Werk unglaublich fortschrittlich und offensiv, wodurch es für großen Wirbel sorgte mit seiner Darstellung von Sexualität und Kritik an bestehenden Erziehungsnormen des Kaiserreichs. Die Musical-Adaption SPRING AWAKENING wurde mit
Begeisterung vom Publikum des Broadways aufgenommen. Neben vielen anderen Preisen erhielt das Stück 2006 den Tony Award für das Beste Musical.

Fotos

Presse

Das allseitige Schweigen ist bitter - die Jugendlichen fühlen sich weder ernst genommen noch verstanden, und die Gesellschaft hat zu dem allem nichts zu sagen. Das Regieteam um Martin Schmidt bringt das Pop-Rock-Musical mit viel Liebe zum Detail auf die Bühne, begleitet von einem beeindruckenden Klangteppich und getragen von einem hervorragenden Orchester unter der Leitung von Elija Kaufmann. Bemerkenswert sind auch die Möglichkeiten der Bühne mit ihren wechselnden Spielorten, die ausgiebig genutzt werden.

Wetzlarer Neue Zeitung (27.05.2012)

Die Zuschauer erlebten ein Schauspiel in gewohnt guter Qualität. [...] Szenenapplaus gab es für die Publikumslieblinge Ernst (Florian Moll) und Hänschen (Niels Friedchen), die eine homosexuelles Pärchen spielten, ebenso für das Lied "Völlig im Arsch", das als Zugabe nochmal zum Besten gegeben wurde. [...] Die Gratwanderung zwischen dem ursprünglichen Drama und moderner Interpretation gelang bestens - und die Darsteller verließen nach knapp zweieinhalb Stunden unter Applaus die Bühne.

mittelhessen.de (26.05.2012)

Den stärksten Eindruck hinterlassen in Wetzlar die Frauen Anna Rühl als Wendla, Svenja Göbel als Martha und vor allem Franziska Ritz als Ilse. Auch Jihan Belhaula als Frl. Knüppeldick fällt durch ihre ungemein komische Darstellung auf. [...] Die stärkste Szene der Produktion ist "Im Arsch". Mit Trommeln, eckigen Bewerbungen und dem gesamten Ensemble auf der Bühne ist diese sehr gelungen dynamisch umgesetzt.

Blickpunkt Musical (02/2012)

Spring Awakening ist ja eigentlich ein Stück für sehr wenige Darsteller, das ohne Ensemble gespielt wird. In dieser Inszenierung stehen aber über 40 Darsteller gleichzeitig auf der Bühne, was auch gut funktioniert. [...] Durchweg sind die Rollen überzeugend gespielt und glaubhaft. Besonders gilt dies für das Duo aus Lehrerin und Direktor, das ungleicher kaum sein könnte.

musicalzentrale.de Bewertung (26.05.2012)

Cast & Crew

Handlung

1. Akt

Wendla Bergmann bittet ihre Mutter darum, ihr zu erklären, woher Kinder kommen, doch Frau Bergmann kann sich jedoch nicht dazu durchringen, ihre Tochter aufzuklären und weicht der Bitte aus.

Zugleich leidet eine Gruppe Jungen unter dem starken Druck der Schule, darunter Melchior Gabor und Moritz Stiefel. Moritz hat große Probleme in der Schule und zudem machen ihm erotische Träume zu schaffen. Melchior ist im Gegensatz zu ihm eine wahrer Freidenker – was ihm auch Ärger mit Lehrern beschert – und zudem sexuell aufgeklärt. Er verfasst für Moritz einen Aufsatz mitsamt Bildern.

Wendlas Freundin Martha enthüllt, dass sie von ihrem Vater missbraucht wird. Wendla empfindet tiefes Mitgefühl und zugleich Unverständnis. Als sie im Wald Melchior trifft, bittet sie ihn, sie zu schlagen, um herauszufinden, was Martha empfindet, was dieser ablehnt. Auf ihr Drängen hin, schlägt er sie schließlich und läuft verstört davon.

Moritz hat unterdessen herausgefunden, dass er nicht versetzt wird. Da er nicht auf das Verständnis seines Vaters zählen kann und auch sein Plan, nach Amerika zu fliehen, nicht umsetzbar ist, beschließt er, sich umzubringen.

Als Wendla und Melchior sich wieder treffen, kommen sich beide sehr nahe und obwohl zumindest Wendla die Bedeutung ihres Vorgehens nicht klar ist, schlafen sie miteinander.

2. Akt

Moritz wandert mit einer Pistole alleine draußen herum, als er Ilse trifft, die unter Künstlern lebt. Doch Moritz geht auf ihr Angebot, mit ihr zu kommen, nicht ein. Zu spät bereut er seine Entscheidung: Als Ilse fort ist, erschießt er sich.

Die Schule führt aufgrund von Moritz‘ Selbstmord eine Untersuchung durch, die enthüllt, dass Melchior Moritz Briefe zur sexuellen Aufklärung schrieb. Man gibt ihm keine Möglichkeit zur Rechtfertigung, sondern verweist ihn der Schule.
Gleichzeitig kommen sich seine Klassenkameraden Hänschen und Ernst näher und teilen ihre Liebe.

Als herauskommt, dass Wendla von Melchior schwanger ist, entschließen sich Melchiors Eltern, ihren Sohn in eine Korrektionsanstalt zu schicken. Wendlas Mutter initiiert eine Abtreibung.

Melchior schafft es jedoch, aus der Anstalt zu entkommen und schreibt Wendla, um sich mit ihr auf einem Friedhof zu treffen. Doch sie hat die Abtreibung nicht überlebt und Melchior entdeckt nur das Grab von ihr und das von Moritz. In seiner Verzweiflung beschließt Melchior, sich umzubringen, doch die Geister von Wendla und Moritz steigen aus ihren Gräbern auf und überzeugen ihn davon, weiter zu leben und die Erinnerung an sie wach zu halten.

Vom Drama zum Musical

„Spring Awakening“ von Steven Sater (Buch und Texte) und Duncan Sheik (Musik) basiert auf dem Theaterstück „Frühlingserwachen“ von Frank Wedekind, das Anfang des 20. Jahrhunderts uraufgeführt wurde. Es erzählt von Jugendlichen, unter anderem Wendla, Melchior und Moritz, die in einer prüden Gesellschaft selbst herausfinden müssen, was es heißt erwachsen zu werden, mit ihrer Sexualität umzugehen und für ihre eigenen Überzeugungen einzutreten. Dabei droht jedoch auch ständig die Gefahr, sich selbst zu verlieren und am Widerstand gegen die Konventionen zu zerbrechen.

Obwohl „Frühlings Erwachen“ bereits 1891 von Wedekind selbst auf eigene Kosten veröffentlich wurde, kam es erst 1906 zur Uraufführung, an der Wedekind selbst mitwirkte. Wedekind war unter anderem durch seine eigenen Erfahrungen zu seinem Erstlingswerk inspiriert worden.
Das Stück schlug buchstäblich ein und sorgte für großen Wirbel mit seiner Darstellung von Sexualität und Kritik an bestehenden Erziehungsnormen des Kaiserreichs. In Folge dessen wurde es zensiert und verboten. Zu seiner Zeit war „Frühlings Erwachen“ unglaublich fortschrittlich und offensiv. Seine Kritik zeigt sich auch an der starken Überzeichnung der  erwachsenen Charaktere.

Der Titel „Frühlings Erwachen“ lässt sich gleich mehrfach deuten. Zum einen ist es eine Umschreibung der Pubertät und der Sexualität, welche die Jugendlichen auch unter großem gesellschaftlichem Druck gerade entdecken. Zum anderen greift der Titel auf das Ende vor, an dem sich Melchior zuletzt doch für das Leben entscheidet.

Für die Zeit des Kaiserreichs war es nicht üblich, Jugendliche aufzuklären oder ihnen überhaupt einen Lebensabschnitt wie die Pubertät zuzusprechen: Eine Phase der Selbstfindung und des Aufbegehrens. Die Erziehung lag, viel mehr als man es sich heute vorstellen mag, nicht nur bei den Eltern, sondern auch zu einem Großteil bei der Schule. Die Einmischung der Schule in jenen Teil des Lebens, den man heute als „privat“ bezeichnen würde, war normal und erhöhte den Druck auf die Heranwachsenden.

Heute ist „Frühlings Erwachen“ eine verbreitete Schullektüre und manche der Probleme von Wendla, Melchior Moritz und all den anderen sind schwer nachvollziehbar, wenn man sie nicht vor dem historischen Hintergrund betrachtet. Doch eines ist geblieben: Die Probleme des Erwachsenwerdens, sich selbst Findens und zu lernen, seine Persönlichkeit durchzusetzen.