2018 Chess

Im schönen Südtirol findet die Schachweltmeisterschaft statt. Der amerikanische Titelverteidiger Frederick Trumper wird vom Russen Anatoly Sergievsky herausgefordert – zu  Zeiten des Kalten Krieges eine hochpolitische Angelegenheit, bei der nicht zuletzt auch KGB und CIA mitspielen. Eine besondere Rolle nimmt hierbei die schöne Ungarin Florence Vassy, eigentlich Trumpers Managerin, ein, die sich im Laufe des Turniers in dessen Kontrahenten verliebt.

Viel steht auf dem Spiel und so wird von beiden Seiten versucht, Einfluss auf das große Duell zu nehmen: Pressekonferenzen, geheime Treffen und  verbotene Absprachen sollen schon vor dem Tunier dessen Ergebnis bestimmen.

Autor Tim Rice (»Der König der Löwen«, »Evita«) lässt in CHESS Beziehungen und Politik immer mehr zum Schachspiel werden. Wer wagt den richtigen Zug? Wem gelingt es, den Gegner matt zu setzen?

Die Musik dazu schrieben Benny Andersson und Björn Ulvaeus (ABBA) und die Songs »One Night in Bangkok«, »Nobody’s Side« und »I Know Him So Well« wurden schon Hits, bevor das Musical auf die Bühne kam.

In Übereinkunft mit Three Knights Limited,  The Shubert Organisation Inc und Robert Fox Limited präsentiert von der Musicalgruppe der Goetheschule Wetzlar und den Wetzlarer Festspielen

Fotos

Presse

Schauspielerisch und musikalisch erreichen die Goetheschüler höchstes Niveau [...]. Es gelang den ambitionierten Darstellern, die verquaste Handlung Rices ein wenig glaubwürdiger zu machen. Die Musik tröstete sowieso über Handlungsbrüche und den ungereimten Verlauf des Dramas hinweg. [...] Mit seinem gut eingespielten Orchester bot Andreas Gerhard eine musikalische Leistung, die nichts zu wünschen übrig ließ. Das Orchester war in der Stadthalle aber unsichtbar hinter der Bühne untergebracht.

Wetzlarer Neue Zeitung (09.06.2018)

Das Publikum feierte die großartige Leistung des Ensembles mit viel Szenenapplaus und geradezu frenetischem Schlussapplaus. [...] Die Regisseure Julian Goletzka und Mark Wiedermann-Gralla machten das Musical ganz im Sinne von Rice zu einem großen Schachspiel, bei dem es um große Liebe, große Politik und am Rande auch um Schach ging. [...] Das Publikum erlebte – großartig dargeboten – eine banale Geschichte und der Streit zwischen den Supermächten erinnerte in vielen Punkten an die Konflikte, die heute wieder zwischen Ost und West aufzubrechen scheinen.

mittelhessen.de (08.06.2018)

Cast & Crew

Entstehung des Musicals

Tim Rice hatte, inspiriert von der Schachweltmeisterschaft 1972 zwischen Bobby Fischer und Boris Spasski, die Idee, eine Geschichte über das Taktieren zwischen Ost und West im damals noch gegenwärtigen Kalten Krieg vor dem Hintergrund eines Schachduelles zwischen den USA und der UdSSR zu erzählen, wobei sich das Taktieren im Spiel und in der Politik zunehmend vermischen. Als zentrale Figuren fungieren nicht die Schachspieler, sondern Florence Vassy, die zuerst Fredericks, später aber Anatolys Geliebte und Managerin ist.
Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Andrew Lloyd Webber bei „Evita“ sah Rice dies als Nachfolgeprojekt für das Autorenduo, doch Webber arbeitete bereits an „Cats“ und „Starlight Express“ und wollte kein weiteres Projekt beginnen. Mit Benny Andersson und Björn Ulvaeus von ABBA fand Rice schließlich die richtigen Partner für dieses Projekt. Gemeinsam produzierten sie zuerst, wie es Rice von „Evita“ und „Jesus Christ Superstar“ kannte, ein Konzeptalbum.
Viele Elemente in CHESS erinnern sowohl von den Figuren als auch der Erzählstruktur und den Musiken her an „Evita“, aber gleichzeitig steuern Andersson und Ulvaeus zahlreiche Songs bei, die auch außerhalb des Musicals als Popnummern funktionieren. Die bekanntesten sind ohne Zweifel „One Night in Bangkok“ und „I Know Him so Well“.
Auch wenn die Idee des Musicals CHESS von der Schachweltmeisterschaft 1972 inspiriert und die Rolle Frederick Trumper an Bobby Fischer angelehnt ist, so ist die Geschichte im Musical doch weitgehend fiktiv.

Bobby Fischer und die Schachweltmeisterschaft 1972

1972 kommt es in der isländischen Hauptstadt Reykjavík zum Duell des Jahrhunderts: Der Amerikaner Bobby Fischer fordert den russischen Schachweltmeister Boris Spasski heraus. Das Turnier wird geprägt von den Forderungen und dem unberechenbaren Verhalten Fischers: Schon lange vorher vermutet Fischer eine Verschwörung gegen ihn, spricht öffentlich von angeblichen Abhöraktionen und Verfolgern und vermutet sogar, sein Flugzeug könne von den Russen gesprengt werden. Es kommt zum Streit um die Preisgelder, die schließlich deutlich erhöht werden, zuerst auf 150.000 Dollar und später auf 275.000 Dollar. Bei der Eröffnungsfeier am 1. Juli im Nationaltheater von Reykjavík bleibt Fischers Stuhl leer. Erst ein Anruf von Präsident Nixons Sicherheitsberater Henry Kissinger kann Fischer zum Einlenken bewegen, und am 11. Juli kann die Begegnung endlich beginnen.
Die erste Partie verliert Fischer und zur zweiten tritt er gar nicht erst an, da er sich von den Fernsehkameras und dem Publikum gestört fühlt. Die dritte Partie findet daher in einem ruhigen Nebenzimmer statt. Nach dem grandiosen Sieg Fischers in der sechsten Begegnung flaut das Turnier in der zweiten Hälfte deutlich ab, und die meisten Partien enden mit Remis. Nach 20 von 21 Partien benötigt der Herausforderer noch einen Punkt zum Sieg. Die letzte Begegnung wird als Hängepartie unterbrochen, doch Spasski erscheint am nächsten Tag nicht mehr und teilt telefonisch seine Aufgabe mit. Fischer ist der erste amerikanische Schachweltmeister.
Schon als Kind galt Fischer als ein Schachgenie. Am 17. Oktober 1956 besiegte er im Alter von 13 Jahren den Internationalen Meister Donald Byrne in der 8. Runde des Rosenwald-Memorial-Turniers in New York. Seine Familie erkannte schon früh die psychischen Probleme des Jungen, und schon in den zehn Jahren vor der Weltmeisterschaft entwickelt Fischer eine Mischung aus Verfolgungswahn und verschwörungstheoretischem Weltbild. Er reagiert zunehmend empfindlich auf alle Reize und hat häufig unkontrollierte emotionale Ausbrüche, jedoch gibt es zu keinem Zeitpunkt eine psychologische Untersuchung oder Betreuung.
Nachdem er Weltmeister ist, akzeptiert Fischer die Regeln des Weltschachverbands FIDE für das nächste Turnier nicht und veröffentlicht 1974 einen 179 Punkte umfassenden Forderungskatalog. Im April 1975 wird Fischer daher der Weltmeistertitel aberkannt. Der Herausforderer Anatoli Karpow, gegen den er niemals eine Partie gespielt hatte, wird als neuer Weltmeister ausgerufen. Fischer betrachtete sich weiterhin als Schachweltmeister, da ihn niemand in einem Weltmeisterschaftskampf geschlagen habe.
1992 kommt es zu einem erneuten Turnier mit Spasski, diesmal in Belgrad. Fischer gewinnt und erhält 3 Millionen Dollar Preisgeld. Schon vor der Begegnung erklärte die US-Regierung, dass Fischer damit gegen die Aufgrund des Jugoslawienkrieges verhängten Wirtschaftssanktionen des UN-Sicherheitsrats verstoße. Fischer kehrt nie in die USA zurück.
Zeitweise lebt er in Ungarn und auf den Philippinen und macht vor allem durch antisemitische und antiisraelische Äußerungen von sich reden, da er sich als Opfer jüdischer Verschwörungen sieht. Kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 erklärt er im Radio, er sei glücklich über die Attentate und hoffe auf einen Militärputsch in den USA. Auf Bitten des US-Außenministeriums wird er in Japan verhaftet, da er einen abgelaufenen US-Reisepass benutzt, woraufhin er sich für staatenlos erklärt. Schließlich gewährt ihm die Isländische Regierung Asyl und die Staatsbürgerschaft. 2008 stirbt er in Reykjavík.
Was von Fischer der Schachwelt bleibt, ist eine neue Variante: Bei Chess960 gibt es 960 mögliche Startaufstellungen, wodurch die Kreativität des Spielers mehr gefordert ist, der sich nicht auf auswendig gelernte Eröffnungen verlassen kann. 2009 wurde diese Variante in die „Laws of Chess“ aufgenommen.