Was machen eigentlich… MUSIKALISCHE LEITUNG und VOCAL COACHES?

Interview über das Musikalische mit Joe Daube (Vocal Coach) Andreas Gerhard (Musikalischer Leiter und Vocal Coach) 

Welche Aufgaben haben die Musikalische Leitung und die Vocal Coaches?

Als Musikalischer Leiter ist man in der musikalischen Gesamtverantwortung. Das schließt alles ein, was einen musikalischen Ton macht, bevor es zur Aufgabe der Tontechnik wird. Also: Orchester bzw. Band und Sänger. Im Falle der Sänger ist auf jeden Fall auch das Vocal Coaching, also das Stimmtraining, stark mit involviert. Als Vocal Coaches versuchen wir den Menschen schöne Töne zu entlocken, was oft auch funktioniert [lacht]. Das geht meistens weniger gut am Anfang der Produktion und immer besser gegen Ende.

Joe: In meinem Vocal Coaching speziell geht es nicht mehr um das Beibringen der Lieder, die sollen die Solisten ja bereits selbst geübt haben. Ich kümmere mich um die technischen Feinheiten: Welche Kleinigkeiten muss ich anders machen, um besser zu klingen oder um der Stimme keinen Schaden zuzufügen? All das gehört natürlich zu einem guten Gesamt-Coaching dazu.

Was ist für Euch das Besondere an der Arbeit? Seht Ihr Schwierigkeiten oder Herausforderungen?

Es gibt jedes Jahr immer viele, super motivierte Teilnehmer, die zeigen möchten, was sie können. Einigen kann man dann gar nicht mehr so viel sagen, weil sie seit Jahren gesanglich unterrichtet werden. Wir haben aber auch Leute dabei, die so etwas noch nie gemacht haben, die vielleicht das erste Mal überhaupt auf der Bühne stehen. Die Gruppe unterscheidet sich ja auch beispielsweise von einem Jugendstaatstheater: Dort kann man davon ausgehen, dass die Leute das als eines ihrer wichtigsten Hobbys ansehen. Bei uns machen das Teilnehmende dann auch mal eher nebenbei oder lernen es erst einmal ein bisschen kennen – und das alles unter einen Hut zu bringen, das ist es, was es schwierig machen kann. Es kann natürlich auch mal sein, dass es Tage gibt, an denen keiner Bock auf eine Chorprobe hat. Damit dann umzugehen und die Leute zu motivieren, ist eine Herausforderung. Das bezieht sich auch nicht nur auf’s Musikalische, sondern man spürt es in allen Bereichen.

Die Leute sind oft auch mehrere Jahre Teil der Gruppe – zu sehen wie sie sich entwickeln und vielleicht von einem kleinen Ensemblepart in der ersten Produktion bis zur großen Hauptrolle wachsen, ist eigentlich so das Schönste. Insgesamt ist es einfach eine spannende und tolle Erfahrung, etwas so Großes mit all den jungen Leuten auf die Beine zu stellen.

Gerade dieses Jahr sind wieder viele Neue hinzugestoßen: Auf der einen Seite hatten wir die Chance, ganz viele neue Talente kennenzulernen. Auf der anderen Seite sammeln diese Neuen viele Erfahrungen erst in dieser Produktion. Wir wünschen uns daher, dass so viele wie möglich in den nächsten Produktionen auch wieder dabei sind.

Eine besondere Herausforderung dieses Jahr war, besonders auch für die Darsteller, die Musicalgala „Goethe meets Liebig“, die wir mitgestaltet haben. So etwas kommt alle paar Jahre mal vor und bedeutet für alle Beteiligten mehr Belastung, aber vor allem auch Spaß und Freude!

Ist die Musikalische Leitung für Dich (Andi) denn eher Arbeit oder eher Hobby?

Bei mir hat das eine spezielle Bedeutung. Zum einen ist es ein Hobby, weil ich einfach total gerne Musik mache und auch anleite: Ich bin zum Beispiel noch in zwei Orchestern Dirigent, die Arbeit hier mit dem Orchester ist dann quasi das Gleiche. Die Arbeit mit den Sängern, die auf der Bühne stehen, ist dann noch einmal etwas Anderes. Zum anderen ist es für mich als angehender Musiklehrer eine tolle Möglichkeit, in der Arbeit mit Schüler/innen Erfahrungen zu sammeln. Das ist zwar nicht meine Hauptmotivation, aber ein netter Nebeneffekt.

Warum seid Ihr in genau diesem Bereich, warum in keinem anderen?

Wir standen beide schon auf der Bühne und haben dort unsere Erfahrungen gesammelt. Für diese Gruppe sind wir inzwischen allerdings leider ein wenig zu alt geworden, um noch als Darsteller dabei zu sein. Da gibt es andere, die auch auf die Bühne wollen und sollen. Trotzdem können wir unser Interesse ja einfach anderweitig einbringen: Eben nicht mehr auf der Bühne, sondern daneben und/oder hinter den Kulissen.