Mikrofone im Gesicht fixieren mit Mastix und 3M Transpore

Szenenbild aus CARRIE. Foto: Annika Honold

Szenenbild aus CARRIE. Foto: Annika Honold

Mikrofone für Sänger sind im Musical ein praktisch unverzichtbares Hilfsmittel. Die Komposition ist in der Regel nicht dafür gemacht, dass ein Sänger sie ohne Verstärkung laut genug singen kann und besonders bei rockigeren Shows erwartet das Publikum auch eine gewisse Grundlautstärke. Dazu kommt, dass die meisten Aufführungsorte nicht akustisch optimal (bzw. sogar ziemlich schlecht) gebaut sind. Jeder Solist braucht also ein Mikrofon im Gesicht, aber wie platziert man also ein Mikrofon möglichst unauffällig und gleichzeitig gut haltbar an einem Darsteller?

Dafür könnte man einen Bügel nehmen, aber Bügel sehen nicht gut aus und machen für Theateraufführungen oft beim schnellen Umziehen Probleme, weil sie verrutschen und das Mikrofon dann nicht mehr optimal platziert ist. In einer Situation ohne Umzüge hingegen sind Bügel oft eine angenehmere Wahl z.B. für Moderatoren oder Gäste einer Podiumsdiskussion.

Im Ensuite-Musical wird es in der Regel am Haaransatz oder kurz unterhalb der Perücke auf die Stirn geklebt, die meisten Stadttheater und Amateurtheater kleben es auf die Wange mit einem Pflasterklebeband wie Leukoplast oder nehmen Bügelmikrofone. Das sieht aber nicht schön aus und geht deutlich eleganter: Wir verwenden den Spezialkleber Mastix P und das medizinische Klebeband Transpore von 3M – eine Methode, die bei Amateurtheatern besonders im englischsprachigen Raum verbreiteten ist und auch in Europa von vielen professionellen Musicalproduktionen verwendet wird. Nach dem Aufkleben werden die Mikrofone eingeschminkt (überschminkt) und so fast unsichtbar.

Wir nutzen aktuell das sehr kleine und günstige BodymiKe Tan den Thomann-Eigenmarke t.bone. In vergangenen Produktionen kamen entweder Sennheiser MKE 2 Gold (ein Lavaliermikrofon zum Verkleben auf dem Gesicht, das in vielen Theatern verwendet wird. Das MKE 2 und das kleinere und teurere MKE 1 sind der Standard in den meisten Musicalproduktionen im deutschsprachigen Raum) oder das DPA 4088 (ein hochwertiges Bügelmikrofon) zum Einsatz. Das BodymiKe von t.bone entspricht in der Größe etwa dem MKE 1 und ist damit nur halb so groß im Durchmesser wie das MKE 2 Gold.

Da unsere Cast nicht aus professionellen Sängern besteht, muss die Kapsel relativ dicht am Mund platziert werden.

Mikrofone aufkleben: So wirds gemacht

Wie brauchen:

  • Ein Lavaliermikrofon, passend zur Hautfarbe des Darstellers (die meisten Mikrofontypen gibt es in Hautfarben “Tan” und Schwarz, bessere Markenprodukte auch in weiß zum selbst anmalen und einem mittleren Braunton).
  • Eine Schminkschutzkappe oder alternativ ein Schaumstoffwindschutz zum Mikrofon.
  • 3M Transpore Tape (Clear) – ein spezielles Klebeband für die Fixierung auf der Haut, hauptsächlich für Krankenhäuser gedacht.
  • Mastix P von Kryolan – Mastix P ist deutlich haltbarer als der klassische Mastix und funktioniert auch gut bei stark schwitzenden Personen. Er lässt sich nur mit einem speziellen Entferner von Haut und Mikrofon entfernen.
  • Mastix P Entferner von Kryolan
  • Wattestäbchen
  • Alkoholpads Isopropanol 99,9%
  • ES-Kompressen unsteril
  • Sterilium
  • Feuchtigkeitsspendende Hautcreme

Und so gehts:

1. Das Mikrofon mit der Schminkschutzkappe versehen – alternativ einen einfach Schaumstoffwindschutz auf die Kapsel aufziehen.

2. Das Kabel des Mikrofons mit einem Alkoholpad abwischen.

3. Die Haut des Darstellers zwischen Ohr und Mund, also dem Bereich, auf dem das Kabel aufgeklebt wird, mit einem Alkoholpad reinigen.

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4. Die Position der Mikrofonkapsel festlegen und das Kabel auf der Länge zwischen Kapsel und Haaren des Darstellers mittels einem Wattestäbchens mit Mastix P einstreichen.

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5. Mastix P kurz anziehen lassen – sobald er beim berühren anfängt Fäden zu ziehen, ist der richtige Zeitpunkt erreicht, das Mikrofon auf die Haut zu bringen. Die Dauer bis zum richtigen Zeitpunkt hängt von Temperatur und Luftfeuchtigkeit ab – nach ein paar Versuchen gelingt es aber schnell, die richtig einzuschätzen.

6. Das Mikrofonkabel über das Ohr des Darstellers legen, die Kapsel korrekt platzieren (wir lassen etwa zwei bis vier Zentimeter Abstand zwischen Mund und Kapsel, je nach Person)

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7. Der Darsteller drückt einen Finger auf die Kapsel, um deren Position zu fixieren, anschließend wird das Kabel auf die Haut gedrückt. Dabei ist es oft hilfreich, wenn der Darsteller die Wange aufpustet

8. Mit einem Finger wird das Mikrofon im Bereich des Ohrs fixiert. Es muss darauf geachtet werden, das die Klebefläche dauerhaft Hautkontakt hat.

9. Das Mikrofon wird an den Kanten dünn mit Mastix P überstrichen. Es dauert nun etwa 10 Minuten, bis Mastix P vollständig angezogen hat. Währenddessen übernimmt der Darsteller das Halten des Mikrofons auch am Ohr. Für den nächsten Schritt muss das Trocknen des Mastix nicht abgewartet werden.

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10. Das Kabel des Mikrofons wird am Hals unterhalb des Haaransatzes nach hinten geführt. Dabei wird es direkt unter bzw. hinter dem Ohr, am Hals und im Nacken jeweils mit einem kurzen Streifen (etwa 4cm) 3M Transpore fixiert. Da Transpore sehr stark haftet, braucht es entsprechend wenig. Wichtig dabei ist, dass das Kabel noch genug Spiel hat, damit der Darsteller seinen Kopf vollständig drehen kann, ohne dass das Kabel unter Spannung steht.

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11. Sobald Mastix P fest ist, kann das Mikrofon und die Transpore-Streifen überschminkt werden. Dabei ist es wichtig, dass kein Make-Up, Haarspray oder ähnliches auf die Kapsel kommt. Erst so spät wie möglich sollte die Schminkschutzkappe bzw. der als solcher genutzte Windschutz entfernt werden. Da die Farbe des Mikrofons in der Regel vom Hautton des Darstellers abweicht, braucht es auf dem Kabel meist etwas mehr Grundierung, um den Farbton anzugleichen.

Mit ein bisschen Übung kann ein Maskenbildner oder Techniker so 10 oder mehr Mikrofone pro Stunde anbringen.

Hinweise

Vorsicht bei Mastix P

Mastix P ist eine sehr elegante Lösung für die Befestigung von Mikrofonen und sieht sehr dezent aus, aber nicht jeder verträgt es. Daher sollte unbedingt frühzeitig ausprobiert werden, ob die Darsteller diesen Kleber und auch den Entferner vertragen. Dafür am besten einen kleinen Punkt Mastix P auf dem Handrücken platzieren und mindestens eine Stunde darauf lassen. Danach mit Mastix P-Entferner entfernen. Zeigt sich keine Hautirritation, kann Mastix P auch im Gesicht verwendet werden. Sollten sich irgendwelche allergischen Reaktionen zeigen, egal ob beim Test oder später im Gesicht, sollte Mastix P nicht nochmal verwendet werden.

Informationen zu Mastix P, den Inhaltsstoffen und so weiter gibt es beim Hersteller Kryolan. Mastix P sollte nicht verwendet werden bei Personen die zu starken Hautirritationen neigen oder deren Haut sehr leicht zu verletzen ist sowie bei Neurodermitis.

Wenn der Darsteller kein Mastix P verträgt oder es ganz schnell gehen muss

Wenn Darsteller Mastix P nicht vertragen, kann das Mikrofonkabel im Gesicht auf ganzer Länge mit einem Streifen 3M Transpore befestigt werden. 3M Transpore lässt sich sehr gut Überschminken und wird so fast unsichtbar.

Mastix P von Kryolan ist ein sehr haltbarer Klebstoff, aber manche Darsteller fassen sich oft ins Gesicht, berühren das Mikrofon oder ziehen sogar daran (besonders wenn sie sich noch nicht an das Gefühl des verklebten Mikros im Gesicht gewöhnt haben). In diesem Fall ist 3M Transpore auch während der Vorstellung das geeignete Hilfsmittel, um gelockerte Mikrofone sofort wieder zu befestigen. ein etwa 0,5 cm breiter Streifen direkt hinter der Kapsel genügt meistens schon. Wegen der hohen Klebekraft von 3M Transpore kann dieses auch direkt auf Make-Up geklebt werden und hält sicher, ohne dass vorher darunter abgeschminkt oder mit Alkohol entfettet werden muss.

Mikrofon vom Gesicht entfernen

Das Mikrofon hinter der Kapsel am Kabel greifen und mit einem schnellen Zug Richtung Ohr vom Gesicht abziehen. Dabei darauf achten, die das Mikrofonkabel nicht abzuknicken. Die Streifen 3M Transpore wie ein normales Pflaster von der Haut abziehen.

Anschließend eine ES-Kompresse mit Mastix P-Entferner befeuchten und damit den Klebstoff vom Gesicht entfernen. Klebereste von 3M Transpore können mit einem Alkoholpad entfernt werden. Wenn der Klebstoff ab ist, die Haut mit Wasser abwaschen und anschließend mit einer Feuchtigkeitspflege behandeln.

Mikrofone von Klebstoff reinigen

Nachdem das Mikrofon aus dem Gesicht des Darstellers entfernt wurde ist es voll Make-Up, Schweiß, Kleber und Hautschuppen und muss gereinigt werden:

Zuerst sollten alle Streifen von 3M Transpore vom Mikrofon entfernt und das Mikrofon vom Taschensender getrennt werden. Anschließend wird eine ES Kompresse (diese verlieren keine bzw. kaum Fasern im Gegensatz zu Wattepads und ähnlichem) mit Mastix P-Entferner benässt und das Mikrofon im beklebten Bereich abgerieben. Dabei ist darauf zu achten, dass kein Entferner in die Kapsel kommt. Klebereste von 3M Transpore werden am besten mit einem Alkoholpad entfernt. Aus Hygienegründen sollte anschließend das ganze Mikrofon (mit Ausnahme der Vorderseite der Kapsel!) mit einer ES-Kompresse und etwas Sterilium abgewischt werden.

Vor einer längeren Einlagerung ist es außerdem sinnvoll, das Mikrofon noch einmal mit einem Tuch mit etwas Wasser abzuwischen, damit kein Alkohol oder andere Stoffe auf der Oberfläche verbleiben, welche den Kunststoff schädigen könnten. Beim Verpacken sollte man ein Kiselgel-Kissen dazu zu geben, um die letzten Reste Feuchtigkeit aufzunehmen, damit diese nicht das Mikrofon beschädigen

Genaue Informationen zur Reinigung von Mikrofonen gibt es beim jeweiligen Hersteller.

Weitere Tipps

An Kabeln von Lavaliermikrofonen läuft gerne Schweiß zum Taschensender und kann diesen beschädigen. Hiergegen hilft am besten, den Sender in ein Kondom zu verpacken. Hierfür benötigt man nur einen kurzen Klebestreifen und ein trockenes Kondom (ohne Gleitgel!). Das Mikrofonkabel kommt oben aus dem Taschensender heraus und wird von dort in einer großzügigen Schlaufe nach unten geführt. Das Kabel wird seitlich oder hinten am Taschensender mit dem Klebestreifen fixiert. Das Kondom wird ein Stück ausgerollt und zuerst von oben über Antenne und Kabel gestülpt. Anschließend wird es über den Taschensender hinweg abgerollt.

Trotz des Namens ist die Tasche der schlechteste Ort für einen Taschensender. Bei Frauen bietet sich der BH hinten an, bei Herren hat sich ein Gürtel im Lendenbereich um den Bauch oder alternativ ein Kompressions-Muskelshirt zur Befestigung bewährt. Im Ensuitemusical gibt es zahlreiche kreative Positionierungen für Taschensender, z.B. zwischen zwei Haarnetzen auf dem Hinterkopf unter der Perücke.

Anmerkungen, Fragen und Ergänzungen? Gerne per E-Mail an technik@musicalgruppe.de

Transparenzhinweis: Transpore wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt von 3M Deutschland.